Inhouse Bank

Wenn die zentrale Finanzabteilung eines Unternehmens Bankdienstleistungen für die eigenen Gesellschaften anbietet, spricht man von einer Inhouse Bank. Benötigt eine Tochtergesellschaft Geld oder besitzt sie überschüssige Liquidität, fragt Sie einfach die Mutter zu Finanzierungs- und Anlagemöglichkeiten. Darüber hinaus kann die Zentrale als internes Verrechnungs-Center für konzerninterne Forderungen und Verbindlichkeiten oder Absicherungsspezialist für unternehmensweit kumulierte Finanzrisiken dienen. Übernimmt die Inhouse Bank die Abwicklung des Zahlungsverkehrs für andere Gesellschaften, so bezeichnet man dies i.d.R. als Payment Factory.

 

Solange die Bankgeschäfte für eigene Gesellschaften und nicht zur Fremdbedarfsdeckung durchgeführt werden, benötigt die Inhouse Bank keine Banklizenz und unterliegt weder dem Kreditwesengesetz noch der BAFin-Aufsicht. Der Betrieb einer Inhouse Bank über die Landesgrenzen hinaus sollte jedoch stets vor dem Aufbau rechtlich geprüft werden.

Trinity TMS-Funktionen im Überblick

Zum Aufbau einer Inhouse Bank bietet Trinity TMS zahlreiche Funktionen, die je nach Bedarf implementiert und im Lauf der Zeit erweitert werden können, z.B.:

  • Führen verzinslicher intercompany-Konten für unternehmensinterne Abrechnungen
  • Verwaltung sämtlicher Finanzgeschäfte mit eigenen Gesellschaften, z.B. intercompany-Kredite, Gesellschafterdarlehen, Patronatserklärungen, Garantien, Devisenkurs- und Zinssicherungen
  • Abbildung sämtlicher Umsätze auf verzinslichen Intercompany-Konten
  • Erstellung von Cash Pool-Abrechnungen und Kontrolle der Banken
  • Berechnung und Buchung von Zinsen und Zinsabgrenzungen
  • Automatische Spiegelung von Plandaten im Intercompany-Bereich
  • Erstellen elektronischer Kontoauszüge für intercompany-Konten weltweit
  • Multilaterales Netting zur internen Forderungsverrechnung
  • Einrichtung und Überwachung interner Kreditlinien und Limite
  • Marktgerechte Verzinsung durch Anbindung an offizielle Leitzinsen
  • Individuelle Margendefinition in Abhängigkeit der Bonität des Kontrahenten
  • Berichtsauswertungen pro Gesellschaft/Gesellschaftsgruppen aus Sicht der Zentrale und des Kontrahenten

Nutzen

Maximale Transparenz und Revisionssicherheit:

  • Verbesserung des Gesamtüberblicks über alle Cash Flows und Finanzgeschäfte durch Einbezug aller Gesellschaften
  • Kontrolle über Finanzierungen, Anlagen, Risiken und Absicherungen
  • Dokumentation der Vereinbarungen und Workflows
  • Überwachung des Kapitalbedarfs jeder Gesellschaft
  • Vermeidung von Unterschlagungen und anderen dolosen Handlungen
  • Überblick über alle Konten und Zeichnungsberechtigte im Bank Account Management
  • Möglichkeit, Konten und damit verbundene Risiken zu reduzieren
  • Nachvollziehbarkeit der Prozesse, Workflows und Marktkonformität

 

 

Zeit- und Kosteneinsparungen

  • Zentralisiertes Management führt zu Einsparungen, z.B. aufgrund
    • des Entfalls der Kosten lokaler Bankverbindungen und deren Verwaltung
    • verbesserter Bankkonditionen durch Größenvorteile und als Folge
    • verbesserter Konditionen für die angeschlossenen Gesellschaften
    • Optimierte Nutzung des Innenfinanzierungspotenzials
    • Aufdeckung bisher ungenutzter Reserven
    • Zinsoptimierung durch systemgestützte Dispositionsvorschläge (Account Levelling)
    • Konzentration der Kompetenzen für die verschiedenen Finanzbereiche
    • eines reduzierten Ressourceneinsatzes in lokalen Gesellschaften
  • Mögliche Gewinnerwirtschaftung durch Profit Center Organisation

 

 

Prozessoptimierung

  • Unkomplizierte Abwicklung durch Vorgabe der Kontrahenten
  • Schneller Geschäftsabschluss durch bekannte Parteien
  • Hinterlegung individueller Margen für Intercompany-Finanzgeschäfte
  • Fehlervermeidung durch sichere Prozesse und definierte Workflows
  • Automatische Verzinsung der internen Transaktionen
  • Arbeitserleichterung durch Spiegelfunktion
  • Straight Through Processing von der Anfrage bis zur Buchung im ERP möglich

Best Practice

Die zentrale Durchführung der Finanzgeschäfte bietet sich an, weil für Ausleihungen und Anlagen bei Banken u.U. bessere Konditionen erreicht werden können als in dezentralen Geschäften mit kleineren Beträgen. Bevor jedoch auf die Außenfinanzierung zugegriffen wird, kann über die Inhouse Bank das gesamte Innenfinanzierungspotenzial der Unternehmensgruppe sichtbar gemacht werden. Bisher ungenutzte Reserven können so in produktives Kapital gewandelt und die Liquiditätssteuerung optimiert werden.

 

Durch die Einführung einer Inhouse Bank werden die Kosten für die Unterhaltung lokaler Bankkonten reduziert oder entfallen sogar ganz. Diese Einsparungen können den Tochtergesellschaften wiederum zugutekommen, wenn die zentrale Finanzabteilung als Service und nicht als Profit Center etabliert wird. Betrachtet man das Unternehmen als Ganzes, so kann natürlich auch eine Profit Center Organisation sinnvoll sein, die zeigt, dass mithilfe geballter Kompetenz und einer gut konzipierten Inhouse Bank die Ertragssituation merklich verbessert wird. Auch wird der Wert einer Treasury Management Software erkennbar, die für sichere und automatisierte Abläufe sorgt. In manchen Fällen geht die Entwicklung der Inhouse Bank so weit, dass sich daraus eigene Finanzierungsholdings oder konzernverbundene Finanz- und Kreditinstitute (Captives) entwickeln, die in bestimmten Branchen auch die Absatzfinanzierung übernehmen.

 

Die Inhouse Bank sorgt generell für einen besseren Überblick, eine schnellere und zielgerechte Disposition. Der Einfluss interner Cashflows in die mittel- bis langfristige Planung ermöglicht eine genauere Steuerung der Gesamtliquidität. Als Trade-Off kann mit den angeschlossenen Gesellschaften vereinbart werden, dass diese bei rechtzeitiger und vollständiger Lieferung der für die optimale Finanzsteuerung benötigten Informationen in Form besserer Konditionen für eigene Geldgeschäfte belohnt werden. Dies kann direkt über individuelle Margen auf Referenz-Zinssätze und Währungskurse oder die Übernahme von Absicherungen und Haftungen zu marktkonformen „Inhouse-Konditionen“ realisiert werden.

 

Gleichzeitig sorgt die Inhouse Bank für Arbeitserleichterung. Während in der Zentrale Prozesse harmonisiert, automatisiert und optimiert werden, entfällt vor Ort in der Vertriebs- oder Produktionsgesellschaft u.U. ein großer Teil der Berichtspflichten (Saldenmitteilungen, Kontobestandsprüfungen) und auf spezielles Knowhow für lokale Bankverhandlungen kann verzichtet werden.

 

Vor allem schnell gewachsene Unternehmen schleppen oft eine Menge von Konten und Bankverbindungen mit sich. Diese waren während der Expansionsphase verschiedenen Zwecken dienlich, erweisen sich heute aber oft als unnötiger Kostenfaktor. Besonders häufig trifft dies auf projektbezogene Branchen (z.B. Hoch-/Tief-/Straßenbau, Anlagenbau, Kraftwerkbau, Immobilienentwicklung, Messeveranstalter) zu, wenn z. B. für jede Arbeits­gemeinschaft ein eigenes Konto eröffnet werden muss.

 

Bankkonten für Firmen sind in den wenigsten Fällen kostenlos und werden weltweit zu sehr unterschiedlichen Preisen angeboten. Ein übergreifendes Bankkontenmanagement mit Verwaltung der Zeichnungsberechtigten hilft, den Überblick und die damit verbundenen Kosten im Auge zu behalten.

Um den gesamten Lebenszyklus eines Bankkontos von der Eröffnung über Änderungen bis zur Schließung zu digitalisieren, ist die Idee des electronic Bank Account Management (eBAM) bereits vor langer Zeit ersonnen worden. Im Zuge der ISO 20022-Standardisierung wurden hierfür auch Nachrichtentypen mit dem Kürzel acmt.nnn (für account management) für viele Prozessschritte entworfen.

 

Die meisten Unternehmen sind derzeit aber damit beschäftigt, die Anzahl ihrer Bankkonten und Hausbanken auf ein Minimum zu reduzieren. Je nach geographischer Verbreitung landen sie nach der Optimierung bei 2-5 Cash Management Banken, die über unterschiedliche Stärken in unterschiedlichen Regionen verfügen und zusammen eine „Best-of-Breed“-Auswahl bilden.

 

Wird der Dispositionsvorgang zentral durch ein Zero oder Target Balancing im Rahmen des Cash Poolings als Bankdienstleistung durchgeführt, kann Trinity TMS die intercompany-Konten zur Abbildung der Cashflows und Verzinsung der fiktiven Salden, die sich für die Gesellschaften ohne das Cash Pooling ergäben, genutzt werden. Umsätze, Zinsen und gegebenenfalls Zinsabgrenzungen lassen sich berechnen, berichten und buchen.

 

Je nach Struktur des Unternehmens machen im Rahmen der Inhouse Bank auch Verfahren zur internen Forderungsverrechnung (Netting) Sinn und führen zu weiteren Kosteneinsparungen durch standardisierte und automatisierte Prozesse, die die notwendigen Informationen für alle Beteiligten bereitstellen. Mehr dazu hier…

 

Auch die zentrale Abwicklung des Zahlungsverkehrs spielt bei größeren Unternehmen eine Rolle. Das Ziel, die Transaktionskosten im globalen Zahlungsverkehr zu reduzieren, hat seit den 90er Jahren zur Entstehung zahlreicher Payment Factories beigetragen. Nicht selten haben die Optimierungsprojekte im Zahlungsverkehr mehr Geld verschlungen als später eingespart wurde. Heute sind die Möglichkeiten vielseitiger und oft einfacher zu implementieren. Die passende Lösung hängt aber stets von den gegebenen Voraussetzungen beim jeweiligen Unternehmen ab. Für eine gemeinsame Bestandsaufnahme und individuelle Beratung steht Trinity gerne zur Verfügung. Mehr zum Zahlungsverkehr finden Sie hier…

eBAM aktuell: Hoffen auf den API-Standard

Einige Kreditinstitute und Softwareanbieter haben bereits erste Schritte unternommen, um Erfahrungen zu sammeln und festgestellt, dass der Prozess theoretisch eine feine Sache wäre.

 

Doch selbst, wenn die acmt-Nachrichten von allen Seiten einheitlich befüllt wären, ist der Weg der Übermittlung mittels API (Application Programming Interface) von Bank zu Bank verschieden und verhindert damit einen landesweiten, geschweige denn supranationalen Standard.

 

Geplant ist jedoch schon heute, dass Tochtergesellschaften die Inhouse Bank mit der Eröffnung von Konten beauftragt und Trinity TMS den Ablauf ermöglicht und überwacht. Insbesondere für das Projektgeschäft, bei dem neue Konten bereits bestehenden bei einer Bank hinzugefügt werden, wird ein sinnvoller business case sein, während die Eröffnung neuer Konten bei neuen Kreditinstituten durch KYC-Prüfungen einen automatisierten Vorgang derzeit noch erschwert. Denkbar ist auch die Änderung von Zeichnungsberechtigten und die Löschung von Konten per eBAM.

Im Zusammenhang mit zentrale Zahlungsverkehrsabwicklung tauchen oft die Abkürzungen pobo und cobo auf. Pobo steht für „payments on behalf of“ und bedeutet, dass eine Gesellschaft für eine andere die fällige Zahlung ausführt; das Headquarter oder ein Shared Service Center also die Rechnung über ihr Konto bezahlt und dies intern vermerkt, so dass die Tochter von dieser Aufgabe entlastet ist und die Risken des Betrugs im Zahlungsverkehr (Payment Fraud) weitestgehend ausgeschaltet werden kann. Wurden dazu früher nationale Dateiformate in die der Hauptbanken einer Payment Factory oder ein international einsetzbares SWIFT-Format umgewandelt, so bedient man sich heute eher virtueller Konten. Virtuelle Konten sind IBAN, die der zentralen Zahlungsverkehrsabwicklung des Corporate von seiner Hausbank zur Verfügung gestellt werden und für ausgehende wie auch für eingehende Zahlungen genutzt werden können.

 

Die Funktionen der Inhouse Bank sind vielfältig und nicht alle sind für jedes Unternehmen gleichermaßen geeignet. Einige lohnen sich immer und sind vergleichsweise einfach umzusetzen. Payment Factory, Netting, Electronic Bank Account Management erfordern jedoch entsprechende Vorbereitungen und Mindestmengen an Trankaktionen, um wirtschaftlich einen Mehr wert zu erzeugen. Eine Inhouse Bank kann meist Stück für Stück aufgebaut und optimiert werden. Grundsätzlich sind alle Möglichkeiten zur Erhöhung der Transparenz und Prozesssicherheit anzustreben. Ein Plus an Sicherheit kann auch mal was kosten, langfristig zahlt es sich bestimmt aus.

Case Study

TMD Friction

Tags

Inhouse Bank, intercompany, eBAM, Netting, Payment Factory, Zeichnungsberechtigte, Innenfinanzierung, Zinsabgrenzung, Cash Pooling, Payment Factory

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